Mein Jahr des Märchens 2023

Die Idee

Gab es eigentlich schon einmal ein "Jahr des Märchens"? 2012 gab es ein Grimm-Jahr, die SMG feiert 2023 ihr 30jähriges Bestehen, und viele Menschen engagieren sich in Sachen Märchen oder freies Erzählen. Das Jahr 2023 sollte zum

Jahr des Märchens werden, finde ich.

 

Ich habe seit gut einem Jahr einen kleinen Laden gemietet, den ich zum schreiben und malen nutze. Immer wieder schauen Menschen vorbei, manche kommen auf einen Tee und ein Gespräch herein. Märchenliebende und Märchenskeptische - und was ich am meisten höre, ist: Diese grausamen (altmodischen, unrealistischen) Märchen kann man doch nicht mehr erzählen! Medienbeiträge bestätigen dies. Sie sprechen Märchen eine gewisse Beliebtheit zu, verurteilen sie aber durchweg ihrer Grausamkeiten wegen. Jungen Erwachsene, die ich treffe, sind die Klassiker von Grimm, Andersen und Co oft gänzlich unbekannt. Immer wieder greifen Menschen einzelne Situationen eines Märchens auf, um zu zeigen: Märchen gehen gar nicht!

 

Ich dagegen habe etwas ganz anderes im Kopf: Wenn wir wüssten, was Märchen uns alles bieten könnten, wenn wir darauf bauten, dass freies Erzählen eine elementare Kompetenz ist, die es unbedingt zu unterstützen gilt, dann ... ja, dann ...! Das ist die Idee, die mich treibt, und ich fühle mich dem "Helden" sehr nahe, der am Beginn eines Märchens sagt: Ich will die Prinzessin erlösen!* Warum nicht auszuziehen, um die Märchen zu erlösen und andere dazu einzuladen?

 

Viele von euch sind als Erzähler/innen sehr engagiert in unterschiedlichen Bereichen tätig, sei es professionell oder als Laienerzählerinnen. Auch in den Familien gibt es (zum Glück) erzählende Väter, Mütter und Großeltern. Es gibt Organisationen, die Erzähl-Kurse anbieten und sich für die professionelle Anerkennung von Erzähler/innen einsetzen. Die Kritik an Märchen aber reißt nicht ab, und wer sie erzählt, gerät nicht selten in Argumentationsnot.

 

Und ich?

Nach einigem Überlegen entscheide ich mich für das, was Schwerpunkt meiner Arbeit als Erzählerin und Kursleiterin war, und wovon ich etwas verstehe: Den aufmerksamen Blick auf Märchen zu richten, um sie zu verstehen. Mehr noch: Es gilt herauszufinden, was Märchen eigentlich an sich haben, dass sie klug und mutig machen können - wie wir Erzähler/innen immer wieder behaupten. Es geht darum, die alten Märchen ins Heute zu holen, wie Kristin Wardetzky neulich in einem Inverview betonte.

 

Dabei fällt mir eine kleine Begebenheit ein. Erzählstunde. Große und kleine Zuhörer sitzen auf Stühlen und Sitzkissen, mittendrin steht ein etwa sechsjähriger Junge, der energisch seine Hände in die Hüften stemmt und fragt: "Was? Nur zuhören?" - "Naja", sage ich. "Das sagst du so einfach. Zuhören - das kann nicht jeder!" Er grinst mich freundlich an und beweist im Verlaufe der Stunde, dass er sehr gut zuhören kann.

Genau darum geht es mir, wenn ich ein Märchen betrachte: Ich höre (mir) zu, ich lasse mir Zeit, ich schaue mich um, um herauszufinden: Was regt sich da in mir bei dem, was ich lese oder höre? (Das sind "Dummlings-Qualitäten", und für diesen Dummling, wie er in vielen Märchen genannt wird, hege ich eine große Sympathie.)

 

Das Jahr des Märchens 2023 - mein Plan

ist, Erfahrungen und Wissen mit anderen zu teilen. Ich möchte mich Märchen - der heißen Liebe wie der Kritik - widmen und intensiv in den Blick nehmen. Eine kleine Facebook-Gruppe scheint mir der geei´gnete Rahmen dafür zu sein. Einmal im Monat (mindestens) werde ich einen Impuls zu einem bestimmten Thema veröffentlichen. Wer mag, kann sich mit Fragen und eigenen Sichtweisen einbringen. Am Ende gibt es zu jedem Impuls eine Zusammenfassung, und (im besten Fall) kommt etwas dabei heraus: neue Erkenntnisse, weitere Impulse, Ideen und interessante Dialoge.

 

Wer an dieser Stelle Fragen oder Ideen hat, ist eingeladen, die Kommentarfunktion zu nutzen oder eine Email zu schreiben: strohzugoldspinnen@web.de

Die Gruppe mit dem Namen Jahr des Märchens 2023 findet ihr unter:

https://www.facebook.com/groups/1229426764452676

* Um Prinzessinnen wird es im Jahr des Märchens natürlich auch gehen.

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